Externe Inhalte in eigener Sache: Welche Links teilen die Parteien auf Twitter?
Je nach Partei unterscheiden sich die am häufigsten geteilten Links auf Twitter logischerweise erheblich voneinander. Natürlich nutzen die Parteien Twitter vor allem auch um für sich zu werben. Was sind also die häufigsten Verlinkungen und auf welche Weise hebt sich die AfD von den anderen Parteien ab?
Von Johannes Schulze-Aissen, European New School of Digital Studies (ENS)
Natürlich wäre es schwierig bis unmöglich alle von den Parteien geteilte Posts zu untersuchen. Jedoch gewährt ein Blick darauf, welche URLs von Vertreter:innen der im Bundestag vertretenen Parteien am häufigsten geteilt wurden einen guten Einblick. Genauer gesagt haben wir die 50 URLs ausgewertet die von Kandidierenden von SPD, CDU/CSU, Grünen, FDP, AfD und Linke in Tweets zwischen dem 1.8.2021 und dem 20.10.2021 am häufigsten geteilt wurden.1 Dieser Zeitraum schließt den Wahlkampf, die Wahl und die Zeit nach der Wahl ein und wurde gewählt, um ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen. Dabei ergeben sich im Vergleich eindeutige Unterschiede was den Anteil der Verlinkungen zu eigenen Partei-Inhalten betrifft. Wenig überraschend findet man neben verschiedenen Links zu Nachrichten, Zeitungsartikeln oder Wahlumfragen auch Verlinkungen zu Partei-Inhalten auf anderen Websites.
Besonders auffällig ist jedoch, dass fast zwei Drittel der meist geteilten Links der AfD auf eigens produzierte Inhalte verweisen und dadurch die Follower:innen der AfD, mehr als bei allen anderen Parteien, plattform-übergreifend weitergeleitet werden. Tatsächlich sind die Top 3 der meist geteilten Links der AfD Weiterleitungen zu Social Media Profilen von Michael Kaufmann. Der AfD-Politiker und Vizepräsident des Thüringer Landtags verlinkte im Beobachtungszeitraum in 60 seiner Tweets seine Kanäle auf Instagram, Telegram und Twitter sowie seine Website (weswegen diese Verlinkungen die Spitze des AfD-Rankings bekleiden). Auch über die Top 3 hinaus teilt die AfD größtenteils eigene Inhalte bspw. über die der Partei zugehörigen Newsseite AfD-Kompakt oder Inhalte von konservativen bis rechten Onlinemedien. Daneben scheinen sich die Kandidierenden auch häufiger als bei den anderen Parteien gegenseitig zu retweeten oder auf populäre Facebook-Posts, häufig von Alice Weidel oder auch Jörg Meuthen, zu verweisen.
Kanzlerkandidat @ArminLaschet knickt ein vor dem Geist der #Kanzlerin, stellt die Ideologie der offenen Grenzen über politische Vernunft. Der Begriff Ortskraft soll wie 2015 die Fachkraft den Wählern die kommende Migrationswelle schmackhaft machen. #AfD https://t.co/cGnIFTlb12 pic.twitter.com/OYe082sagL
— Alice Weidel (@Alice_Weidel) August 19, 2021
Wenn man sich die Top 3 Verlinkungen der anderen Parteien anschaut, sind es keine Weiterleitungen zu Parteiaccounts auf anderen Plattformen. Es sind Wahlumfragen, Links zum eigenen Wahlprogramm oder Zeitungsartikel, die inhaltlich den eigenen Wahlkampf unterstützen. Dies spiegelt sich auch in der Gesamtheit der 50 meist geteilten Verlinkungen wider. Die folgenden Diagramme zeigen noch einmal detaillierter die Aufschlüsselung nach eigenen Partei-Inhalten.
Noch deutlicher kann man hier erkennen, dass die AfD im Parteienvergleich der 50 meist geteilten Links vermehrt eigene Inhalte teilt und dies insbesondere auch Plattform-übergreifend tut. Ein möglicher Grund für diese Strategie ist das Aufbauen von Traffic und “Weiterleiten” von Follower:innen, damit die eigenen Inhalte auf allen Plattformen viel Aufmerksamkeit bekommen. Interessant ist hier, dass gut erkennbar ist, welche Plattformen die Parteien (nicht) verwenden. Die AfD ist besonders erfolgreich auf Facebook2 und eben dieser Fokus bildet sich auch in dem Anteil der geteilten Links gut ab.
Links auf eigene Posts oder Artikel müssen nicht unbedingt Fakten enthalten, sondern können ungefiltert und ohne redaktionelle Kontrolle die Meinung der Poster repräsentieren. Die Beobachtung, dass die AfD diese Art von Links, im Vergleich zu den anderen Parteien, besonders oft teilt ist bemerkenswert. Ob das eine Auswirkung auf AfD-Follower:innen hat, die sich im Vergleich zum Rest der Wählerschaft vermehrt im Internet und über soziale Medien informieren, kann man anhand unserer Analysen nicht bestimmen. Jedoch ist der Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Lebensrealität zwischen AfD-Anhängern und dem Rest der Deutschen bereits heute deutlich erkennbar: nur 28 % der AfD-Anhänger schätzt die Lebensqualität in Deutschland positiv ein, während es im Durchschnitt aller Deutschen 72 % sind.3
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